Siebeneck Orthopädietechnik

2.7. - Tag 5

Nelson Mandela Stadion

Spätestens seit den Meetings in Kamwokya habe ich einen Spitznamen weg: Teba nennt mich nur noch Capello, weil er sowohl äußerlich als auch charakterlich Ähnlichkeiten zwischen mir und ihm sieht.

 

Und hier sind auch alle dankbar dafür, denn mit Dirk scheinen sie so ihre Probleme zu haben. Bis zum Ende der Reise werde ich nun von allen so gerufen und selbst die kleinen Kinder am Platz rufen mich Mr. Capello Ja, ja, Spitznamen, das ist hier schon was Besonderes, denn kaum jemand wird hier mit seinem richtigen Namen gerufen.

 

Auch Tim, unser Fotograf musste sich schnell damit anfreunden. Schon im Vorfeld der Reise hatte ich Teba darauf aufmerksam gemacht, dass wir nun mit Tim und Timm anreisen werden und dies doch gewisse Problem in der Kommunikation nach sich ziehen könnte. Schnell nachgedacht fragte ich Teba, was denn Fotograf auf Lugandisch bedeuten würde und schnell war Tims neuer Name klar: Mr. Bifananyi, mit Betonung auf der letzten Silbe.

 

In Deutschland schien Tim mir noch nicht wirklich zu glauben, aber nach nur einem Tag in Uganda war der Name dann auch gesetzt und für jeden auch einleuchtend. Heute muss dann Timm passen, seinen Magen hat es erwischt und lässt es nicht zu, dass er heute an unserem ersten geplanten Ausflug teilnehmen kann.

 

Es soll glücklicherweise der einzige Tag sein, an dem jemand von uns das Bett hüten muss. Zunächst machen wir uns wieder auf in den dichten Verkehr der Stadt, es geht ins Zentrum, dort hat Teba zunächst einen Geschäftstermin, der nur 15 Minuten dauern soll, "maximal 20, versprochen" Diese Zeit wollen wir nutzen, um hier einmal um den Block zu gehen, in der Hoffnung nette Motive für ein paar Schnappschüsse zu finden. Dies gelingt uns auch und wir verlängern die Zeit auch von unserer Seite, aber als wir zurück am Parkplatz sind, ist noch niemand da, und so warten wir wieder auf unbestimmte Zeit.

 

Zwischendurch kommt jemand heraus und versichert, dass es nicht mehr lange dauern wird. Wenn nur jemand sagen würde, wartet eine Stunde, dann wäre doch alles OK. Ich hatte mir vorgenommen, mich auf diese Gelassenheit in Afrika und der lasche Umgang mit Zeit und Pünktlichkeit einzustellen, aber mir gelingt dies nicht wirklich. Nach eineinhalb Stunden dann plötzlich Aufbruch und wir fahren die Stadt hinaus Richtung Nelson Mandela Stadion. Dort können wir uns frei im Stadion bewegen und vom Rasen über die Tribünen in die Katakomben gehen, ohne dass uns jemand begleitet.

 

Der technische Direktor der FUFA hatte uns angekündigt und so können wir dieses Privileg nutzen. Das Stadion wurde von Chinesen gebaut, so sieht man an jeder Ecke chinesische Schriftzeichen. Der Rasen und auch der Rest des Stadions sind in einem erbärmlichen Zustand. Selbst die Chinesen waren vor kurzem darüber so geschockt, dass sie einen Kredit für die Renovierung des Stadions zur Verfügung stellen werden. Da die Zeit schon zu sehr fortgeschritten ist, rät Teba davon ab, noch wie geplant nach Jinja zu fahren, um dort den Nil zu sehen.

 

Schade, denn Biffananyi kommt dann gar nicht mehr in den Genuss die Natur Ugandas zu sehen. Schnell wird ein neuer Plan geschmiedet, dieses am Montag morgen nachzuholen, ein tollkühner Plan, denn am Nachmittag geht schon Biffananyis Flieger. Man versichert uns aber, dass das ein super Plan ist. Davon werden wir uns dann noch selbst bestens überzeugen können.

 

Zurück in die Stadt, wo Tim und ich uns dann alleine ins Getümmel aufmachen. Ein Marktbesuch, bei dem man antiken Schnickschnack und Geschenke für die Daheimgebliebenen kaufen kann, relativ günstig sogar, aber wir entscheiden uns dann doch wieder schnell für den Fußball, denn das erste Viertelfinale mit Holland gegen Brasilien steht auf dem Spielplan. Eine Bar hatten wir uns hierfür schon ausgesucht, aber wie dort hinkommen, denn unser Fahrer ist ja nicht bei uns. Wir entscheiden uns für das schnellste Fortbewegungsmittel hier in Kampala, dem Boda Boda. Das sind die Mopedfahrer, die hier an jeder Ecke stehen und einen an jeden Punkt der Stadt bringen. Und schwups sitzen wir auch schon auf dem Sozius und los geht die Fahrt.

 

Ohne Helm knattern wir nun also durch Kampala, teilweise sehr risikoreich manövrieren uns die Fahrer an den stehenden Autos vorbei zu unserem Ziel. Nachdem man sich an die Fahrweise gewöhnt hat, macht es dann auch sogar Spaß und so kommen wir unversehrt in die BBQ Lounge im Centenary Park. Diese schöne Bar über zwei Etagen wird von einem Deutschen geführt, im Außenbereich hat er ein großes Zelt mit einem Public Viewing Bereich aufgebaut, ganz nach unserem Geschmack. Holland gewinnt, überraschenderweise haben sie auch die größere Unterstützung als Brasilien hier von den Ugandern.

 

Da es dann nach Spielende schon dunkel ist, verbietet Teba uns mit einem Boda Boda zurück zum Hotel zu fahren, nachts ist das anscheinend noch einmal eine andere Nummer. „trinkt noch ein Bier, wir holen euch ab!“ und wieder einmal beginnt eine lange, unbestimmte Wartezeit, in der wir gefühlt noch einen Kasten Bier hätten trinken können. Naja, die Absicht ist ja nett und so können wir gar nicht sauer sein. Zurück im Hotel finden wir auch wieder Timm unter den Lebenden.

 

Und so können wir Ihn auch dazu überreden mit uns vor die Haustür zu kommen, um das andere Viertelfinale zu schauen, das hat hier auch noch eine gewisse Brisanz, denn mit Ghana spielt das letzte im Turnier verbliebene afrikanische Team. Und es scheint so, als ob nun alle Ugander hinter diesem  Team stehen. Also raus aus dem Hotel und Suche nach einem netten Lokal, aber so wirklich finden wir nichts in der Nähe. Dann kommt Teba ein Geistesblitz und hält ein Taxi an, das ist hier aber anders als bei uns, vielmehr ist das ein Kleinbus, der in eine bestimmte Richtung fährt und auf Handzeichen kann man dort einsteigen.

 

Diese Kleinbusse sind dann (tagsüber) hoffnungslos überfüllt und für mich mit meinen bescheidenen 195 cm Körpergröße stellt das Einsteigen schon ein kleines Problem dar. Nun gut, auf geht´s und wir fahren nicht lange, dann heißt es aussteigen und ein paar Meter gehen, schließlich sind die Taxis im Linienverkehr. Der kleine Aufwand hat sich aber gelohnt, denn wir kommen zu zwei nebeneinander liegenden Sportsbars, die gerammelt voll mit Locals und auch ein paar Musongos ist.

 

Eine gute Mischung mit einer tollen Atmosphäre. Biffananyi sieht seine Chance und packt seine Kamera aus, um ein paar Schnappschüsse zu machen. Den Besuchern der ersten Bar scheint es nicht zu gefallen und so quittieren sie das Shooting mit dem Werfen von Erdnüssen, auch eine neue Erfahrung für Biffananyi.

 

Die entscheidende Szene dann kurz vor Schluss, die gerade hier auf dem afrikanischem Kontinent intensiv ist: Ghana bekommt in der letzten Minute der Verlängerung einen Elfmeter zugesprochen, Riesenfreude, als wäre Ghana schon Weltmeister geworden. Und dann tritt Asamoah Gyan an, schießt und trifft nicht! Große Enttäuschung, aber trotzdem noch einmal Hoffnung für das Elfmeterschiessen. Aber auch hier versagen den Ghanaern die Nerven und die letzte Hoffnung des afrikanischen Kontinents scheidet auch aus.

 

Etwas gutes hat das ganze: nun sind die meisten für Deutschland!

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